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Geschichte

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Geschichte

Ein kleiner Rückblick auf die historischen Ereignisse unserer Gemeinde.

  1. 1072

    Der Freiherr Lütold von Rümligen reiste im Jahr 1072 nach Cluny (Frankreich) und übergab dort dem Abt Hugo „die Kirche Roggeresberch (Rüeggisberg) und sein dieser Kirche geschenktes, reiches Allod“. Hugo sollte damit zu seinem, seiner Gattin und seinen Verwandten Seelenheil ein Kloster errichten.

    Alsdann wurden die beiden Mönche Cono und Ulrich nach Rüeggisberg entsandt und bauten die ersten einfachen Zellen des späteren Klosters. Gemäss Ulrich war die Bevölkerung von Rüeggisberg ein „irrendes, bisher noch rohes und tierisches und Christum nur dem Namen nach bekennendes Volke.“

    Das Priorat kam rasch zu grosser Blüte. Bereits 1175 war die mächtige, romanische Klosterkirche erstellt. Das Kloster Rüeggisberg diente den Jakobspilgern auf ihrem weiten Weg nach Santiago de Compostela in Spanien als Herberge und Zufluchtsstätte.

  2. 1484

    Wurde das bereits ziemlich verfallene Kloster nach 400 Jahren wechselvollem Daseins, noch vor der Reformation, dem neu errichteten Chorherrenstift des Berner Münsters einverleibt.

    Der Hauptgrund für den frühen Zerfall lag offenbar in der Zugehörigkeit des Priorats zu Cluny. Die straffe Zentralisierung und die Unterordnung unter das mächtige Mutterkloster hatte jede eigene Entwicklung unmöglich gemacht. Der Prior hatte oft keine Kenntnisse der örtlichen Verhältnisse und beherrschte auch die deutsche Sprache nicht. Der unverhältnismässig grosse Bau der Kirche, kriegerische Zeiten mit Plünderungen, rechtliche Streitigkeiten über die Besitzverhältnisse, schlechte Prioren und Mönche mit aufwändigem Lebensstil führten dazu, dass dieses ursprünglich reiche Kloster verschuldete, oft schlecht geführt wurde und verwahrloste.

  3. 1532

    Eine grosse und folgenschwere Katastrophe für Rüeggisberg war der Dorfbrand vom 22. August 1532, bei dem die Kirche und 14 Häuser – sozusagen das gesamte damalige Dorf - abbrannten. Ein Korber aus Guggisberg hatte die Kirche und das Pfarrhaus angezündet, von wo aus das Feuer auf die anderen Häuser übergriff. Der Brandstifter wurde wenig später gefasst und auf dem Richtplatz zu Schwarzenburg bei lebendigem Leibe verbrannt.

    Die Gemeinde, wohl vorher schon nicht auf Rosen gebettet, verarmte durch diese Katastrophe und war auf Hilfe von auswärts angewiesen. Auf Empfehlung des Pfarrers erteilte die Regierung den Ärmsten einen Bettelbrief, mit dem sie in der Nachbarschaft milde Gaben sammeln konnten. Erst einige Jahre später war es der Gemeinde mit Unterstützung der Regierung möglich, die Kirche wieder aufzubauen. An den Kirchenbrand erinnert noch heute die älteste Glocke im Kirchturm. Sie trägt die Jahrzahl 1516 und weisst Brandspuren auf.

  4. 1541

    Nachdem 1528 die Reformation eingeführt worden war, schloss Bern die Klosterkirche 1541 endgültig. Die Gebäude wurden zum Teil abgerissen und zweckentfremdet. Für Neubauten holte sich die Bevölkerung nun beim Kloster Mauersteine und anderes Material. Es war zum Selbstbedienungsladen geworden.  Im heute noch bestehenden Nordquerhaus bewahrte man das als Zehnten von den Bauern eingezogene Getreide auf.

  5. 1648

    Von Februar bis August suchte eine schwere Pestepidemie die Gemeinde heim. Auf dem Friedhof von Rüeggisberg wurden während dieser Zeit 258 Verstorbene beerdigt. Der damalige Pfarrer registrierte die Toten nicht mehr mit Namen, sondern nur noch mit Strichen.

  6. 1750

    kam Rüeggisberg wegen der „Brüggler Sekte“ vorübergehend zu unerwünschter Berühmtheit. Zwei Brüggler Brüder begründeten diese, ursprünglich aus dem Pietismus entstandene, Sekte. Anfangs stützen sie ihre Lehren noch auf die Bibel, aber mit der Zeit formten sie diese immer mehr nach ihrer eigenen Meinung und zu ihrem persönlichen Vorteil um. Einen Höhepunkt gab es für die Brüggler Sektenführer, als sie für Weihnachten 1748 die Wiederkunft Christi voraussagten. Mit ihren Anhängern versammelten sie sich auf dem Eigenhubel bei Brügglen, nachdem sie vorher ihr Gut verprasst und den Tag mit überbordenden Orgien gefeiert hatten. Obschon Hieronymus (Muss) Kohler, einer der beiden Brüder, mit den Armen wie ein Vogel um sich schlug und selber in den Himmel fahren wollte, trat das erwartete Ereignis nicht ein.

    Diese Auswüchse wollte die Obrigkeit nun nicht mehr dulden. Am 8. Oktober 1752 wurde Muss Kohler gefangen genommen und nach Bern vor das Chorgericht gebracht. Das Todesurteil des Kleinen und Grossen Rates wurde am 15. Januar 1753 vollstreckt.

  7. 1835

    Auf Initiative des Tierarztes und Grossrats Rudolf Trachsel wurde die Ersparniskasse Rüeggisberg gegründet. „Vehdoktor“ Trachsel war ein weitsichtig denkender Mann, dem das Wohl der Bevölkerung von Rüeggisberg und die Bekämpfung der Armut sehr am Herzen lagen. Die Gründung eines Sparinstituts in dieser weitverzweigten Gemeinde mit rein bäuerlicher Bevölkerung und mit geringer Finanzkraft, war sicher ein grosses Wagnis. Der Erfolg der EKR hat ihm jedoch Recht gegeben.

  8. 1850

    Die Region Schwarzenburg galt im 19. Jahrhundert als das Armenhaus des Kantons Bern. Die Armenlast der Gemeinde Rüeggisberg war erdrückend. In keiner anderen Gemeinde des Amtes Seftigen soll es so viele Arme gegeben haben wie in Rüeggisberg. Besonders schwierig war die Situation für alleinstehende Frauen und uneheliche oder verwaiste Kinder.

    Erst mit dem neuen kantonalen Armengesetz, dem unter anderem der Rüeggisberger Grossrat „Vehdoktor“ Trachsel zum Durchbruch verhalf, verbesserte sich die Lage gegen Ende des 19. Jahrhunderts langsam. 

  9. 1875

    Am 7. Juni 1875 wurden das alte Haberhaus, der Rest des Klosters und das in der Nähe liegende Pfarrhaus ein Raub der Flammen. Seit 1834 hatte das Areal des Klosters als Unterkunft für bis zu 60 Zöglinge einer Mädchenerziehungsanstalt gedient. Nach dem Brand wurde die Erziehungsanstalt ins Schloss Köniz verlegt.

  10. 1936

    An Pfingsten 1936 tobte ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag im Raum Rüeggisberg und richtete schwere Schäden an. Ganze Hänge rutschten ab und Strassen waren unpassierbar geworden. Die Berner Regierung erklärte damals die heimgesuchte Gegend zum Katastrophengebiet. Ein Blitz schlug in den Turm der Rüeggisberger Kirche ein, so dass dieser ausbrannte.

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